Der richtige Ausschnitt des wirklichen Lebens

„Eine Theorie kann nur, wie ein Film oder ein Roman, einen kleinen Ausschnitt des wirklichen Lebens darstellen. Aber wenn der Ausschnitt richtig gewählt ist, kann er uns viel, vielleicht sogar alles über das Ganze erzählen.“

Aus: "Rebellen" von Wolfgang Schorlau, Roman, Kiepenheuer&Witsch, 2013

Darauf kommt es an, oder? Den richtigen Ausschnitt zu wählen. Wir kommen in der Beratung in ein Unternehmen, einen Bereich, ein Team, ein System. Zum Arbeiten brauchen wir eine Theorie und Hypothesen zum Ganzen. Wie kommen wir zu den richtigen? - Richtig dabei im Sinne von nützlich gemeint.

Basis ist die Auftragsklärung, ja. Und dann? Gespräche führen, Meinungen, Ergebnisse und Prozesse, Ideen, Erfahrungen und Stimmungsbilder einfangen. Dann legen wir die Ausschnitte fest. Welche Teile fühlen sich relevant an? Wie Puzzleteile fügen sich diese Elemente zu einem Hypothesenbild zusammen. Hypothesen auf der fachlichen Ebene und Hypothesen zu wichtigen Themen, die eine Organisation bewegen. Da kommt neben analytischer Kompetenz auch eine gute Portion intuitive Wahrnehmung dazu.

Ob der Ausschnitt und damit die Hypothesen die richtigen sind, entscheiden wir jedoch nicht selbst. Das übernimmt das Organisationssystem. Da kann es sein, dass eine Hypothese nicht zutrifft oder ihr zugestimmt wird. Vielleicht wird manchmal zu schnell zugestimmt. Oder vielleicht ist ein Gefühl für die Richtigkeit da, jedoch wäre das Thema zu aufwändig oder schmerzhaft. Kann sein, es entwickeln sich in der Auseinandersetzung neue Hypothesen.

Hier ist sicher noch eine Schleife nötig, nur ein „ja vs. nein“ hinsichtlich der Hypothesen reicht nicht. In dieser Schleife des Durchdenkens werden Tiefe, Bedeutung und Konsequenzen der Thesen klar. Dann folgt eine reflektierte Entscheidung, ob unsere Hypothesen bei der Weiterentwicklung nützlich und wirkungsvoll sind.

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