Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte - oder nicht?

„Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte.“ „Sagen unsere Fotografen auch immer.“ „Und was antworten Sie?“ „Fotografier´ das mal…“

Aus: Ein perfekter Freund von Martin Suter, diogenes, 2002

Und damit kommt der pauschale Satz, dass ein Bild mehr als 1000 Worte sagt, an seine Grenze. Natürlich erzählen Fotos ganze Geschichten, natürlich kann ein Bild die Essenz in ganz besonderer Weise zusammenfassen. Allerdings – wenn ich den Eindruck reflektieren oder mit meinen Erfahrungen abgleichen möchte und spätestens in dem Moment, in dem ich Anderen von dem Bild erzählen will, brauche ich wieder Worte.

Bilder können einen neuen Kanal darstellen, auf dem ich Erkenntnisse und Erfahrungen ziehe, können berühren, etwas auslösen. Diese Erfahrungen hätte ich einer Diskussion – kognitiv – vielleicht nicht gefunden, weil Bilder die emotionale Ebene anders ansprechen. Und wieder: Um sie einzuordnen und mitzuteilen, brauche ich Worte.

Es braucht also gute und treffende Begriffe, die ausdrücken, was wir beim Betrachten des Bildes wahrnehmen, empfinden und erkennen. Das kann manchmal etwas Formulierungsarbeit bedeuten, wenn es wichtig wird, eben genau das richtige Wort zu finden, damit wir uns gegenseitig verstehen.

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