Wie ein Nilpferd-Kuss

Unmöglichkeiten sind die schönsten Möglichkeiten - Die Sprachbilderwelt des Nikolaus Harnoncourt, Sabine M. Gruber, Residenz Verlag 2010

„Das muss so sein, wie wenn …“ sagte Nikolaus Harnoncourt, legte die Fingerspitzen seiner beiden Hände aufeinander und blickte zur Decke der New Yorker Carnegie Hall, „… wie wenn ein Nilpferd küsst!“

Sabine Gruber schreibt dazu: „Niemand hat je ein Nilpferd küssen sehen. Wer weiß, ob Nilpferde überhaupt küssen. Und doch wurde in diesem Augenblick jeder Sänger im Chor und jeder Musiker im Orchester von der intuitiven Erkenntnis des innersten Wesens jenes Kusses erfasst, mit welchem Beethoven die ganze Welt zu umfangen gedachte.“

Im Beratungskontext binden wir immer wieder Metaphern ein. Das Faszinierende ist, dass diese Wirkung des Erfassens der intuitiven Erkenntnis beginnt und wirkt. Ohne es genauer beschreiben zu können, entsteht eine gemeinsame Wahrnehmung und ein Verständnis.

Die Musiker haben dann die Aufgabe, dieses in Töne, Melodie, Ausdruck umzusetzen. In der Beratung haben wir die Aufgabe, das Erkennen und Verstehen in Situationen und Verhalten im Arbeitskontext zu übersetzen. Also mit dem Erfreuen am Sprachbild ist es oft nicht getan, denn der Transfer bedeutet dann Detailarbeit.

Trotzdem ein paar Metaphern von Nikolaus Harnoncourt, hier einfach zum Erfreuen:

„Nichts vorbereiten! Nur in den Raum gehen, wo der Schalter ist!“ – „Das klingt ja wie die Ortspolizei in einem ganz friedlichen Züricher Distrikt!“ – „Das müssts ihr singen wie ein Prater-Ansager, der verkündet, was man alles für Sensationen sehen kann!“ – „Jeder Mensch weiß, dass er noch eine Reserve hat, wenn der Leopard kommt.“ – „Süditalien! Singen Sie das mit Fischgeruch in der Nase!“ – „Es muss klingen wie Vanillesauce.“ – „Mehr Text. Das ist ein Haydn-Rap.“ – „Haben Sie keine Flügel? Engel sind das hier!“ – „Das muss klingen wie Murmeln in einem Moorbett.“

Und jetzt singen Sie das mal…

 

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