Für immer Bewahren?

Die Ausstellung „Stadt der Vielfalt“ auf dem Schlossplatz in Berlin-Mitte zeigt die 800jährige Zuwanderungsgeschichte Berlins. Wachstum, Dynamik und Vitalität beruhen seit Jahrhunderten auf Impulsen durch Zuwanderung und kulturellen Austausch. Und: Es gibt neben der Ausstellung eine Art Zettelbox und Pinnwand für Anmerkungen und persönliche Geschichten. Eine Anmerkung ist mir mehrere Male aufgefallen: Die Bitte an die Organisatoren, die Ausstellung „für immer zu bewahren“.

Nun ja, mit dem „Für-immer-Bewahren“ ist es so eine Sache.

Weiterentwicklung würde nicht stattfinden, würden wir alles für immer bewahren. Eine Zuwanderungsgeschichte und die beschriebene Vielfalt – und damit die Ausstellung selbst – hätte es nicht gegeben. Für mich ist die Frage wichtig „was genau ist es denn, was die Schreiber bewahren wollen?“. Ist es die Ausstellung an sich oder ist es vielmehr das Erinnern an die Geschichte, den Ruhepol in der Stadt, die Gestaltung?

Was genau ist es, das wir bewahren wollen, wenn sich im Beruflichen etwas ändert? Ist es ein gutes Verhältnis zu den Kollegen, eine offene Kommunikation? Ein Team, in dem jeder anerkannt ist oder in dem ich der Chef bin? Aufgaben und Themen, die mir Spaß machen? Flexible Zeitgestaltung oder bestimmte Routinen? Wollen wir etwas bewahren, weil es gut ist oder weil es vertraut ist? Und: Vielleicht bin ich über das ein oder andere sogar froh es „loszuwerden“.

Wenn ich das vertiefe und mir klar mache, was genau mir fehlen würde, kann ich überlegen, wie ich dieses transferieren kann. Eins zu eins übernehmen geht nicht und das ist auch gut so. Transferieren bedeutet extrahieren, anpassen, ausprobieren und mit anderen neuen Elementen verknüpfen, so entsteht Neues und Vielfalt.

Zurück

Weitere Artikel