The Kings Speech - Beratungsverständnis und Kundenorientierung

The Kings Speech – mit Colin Firth, Regie Tom Hooper, 2011

Der englische König George V. musste mit seinem Stottern umgehen. Seine Frau fand einen Sprachtherapeuten. Dieser verhält sich nun nicht so, wie wir das vielleicht erwarten könnten, nämlich gar nicht in Ehrfurcht erstarrt, nicht devot auf Wünsche eingehend und im Gegenteil Forderungen stellend.

„Die Beratung findet in meinen Räumen statt.“ – „Der König kann doch nicht hier her kommen.“ – „Hier oder nirgends.“ Und da geht es zunächst nur um den Rahmen, später geht es auch um Methoden - der König soll singen und wird aufgezeichnet, findet es albern und hat Erfolg.

Immer im Hintergrund dieses unglaubliche hierarchische Gefälle zwischen den beiden Männern. Zugegeben, unterstützt wird das Selbstbewusstsein des Therapeuten dadurch, dass er kein Engländer ist. Trotzdem können wir uns die Versuchung sicher vorstellen, auf viele Wünsche des Königs, des Kunden, einzugehen, damit er ihn als Klient gewinnt. Auch wenn er – weil diskret – nicht damit „angeben“ kann, so wäre es doch eine innere Bestätigung und ein Erfolgserlebnis von so einem wichtigen Menschen ausgesucht worden zu sein – oder?

Das Spannende ist, der Sprachtherapeut ist sich seiner Erfolgsfaktoren bewusst. Was die äußeren Bedingungen und die Methoden  angeht, aber was auch den Anteil des Königs angeht. Eine Botschaft an seinen Kunden ist: „Sie haben Ihre spezielle Kompetenz, Sie können ein Land regieren. Ich habe meine spezielle Kompetenz, ich kann Menschen helfen, über das Stottern hinweg zu kommen. Das eine ist so wertvoll wie das andere.“

Eine weitere: „Wenn sich etwas ändern soll, dann ist es Ihr Anteil, die Veränderung liegt bei Ihnen, es ist anstrengend und kostet Überwindung. Und bevor wir überhaupt inhaltlich werden, testen Sie am besten schon mal Ihre Bereitschaft zu Veränderung, indem ich Bedingungen nenne, die Sie frei sind anzunehmen.“

Die dritte Botschaft: „Sie möchten meine Kompetenz nutzen. Wenn Sie den Rahmen verändern oder den Methoden nicht folgen, dann ist die Kompetenz nicht mehr die gleiche. Sie bekommen nicht das Erwartete. Es ist also auch eine Form von Respekt gegenüber Ihren Erwartungen, wenn ich mein Beratungsverständnis so klar stelle.“

Auch der Therapeut im Film ist nicht so cool, dass ihn die Faszination und das Risiko nicht berühren. Es bleibt ein Spannungsfeld, es kostet Kraft auf Seiten des Beraters, den Rahmen auszusprechen. Kraft auf Seiten des Klienten, daran zu arbeiten.

Zurück

Weitere Artikel